{Rezension} Kate Morton: Die fernen Stunden

Die fernen Stunden

Zum Inhalt

1939: Um die Entstehung des Romans „Die wahre Geschichte vom Modermann“ ranken sich zahlreiche Legenden. Der Autor dieses Bestsellers, Raymond Blythe, lebt mit seinen drei Töchtern Persephone, Seraphina und Juniper in dem uralten Schloss Milderhurst, das seit Generationen der Familie Blythe gehört, und das ebenfalls Schauplatz in dem Schauerroman zu sein scheint. Als die Wirren des Zweiten Weltkrieges das Mädchen Meredith aus London nach Schloss Milderhurst verschlagen, ändert sich ihre Welt für immer. Doch auch die jüngste Tochter Juniper, eine engelsgleiche, wankelmütige, egozentrische junge Frau, verspürt durch Meredith plötzlich den Wunsch, Milderhurst zu verlassen und London zu erkunden. Dort lernt sie den jungen Thomas Cavill kennen und lieben. Die geplante Hochzeit jedoch soll nie stattfinden.
1992: Als ein fünzig Jahre verlorener Brief endlich Meredith findet, ist diese erschüttert. Ihrer Tochter Edith jedoch verschweigt sie den Inhalt und ihre Vergangenheit, bis diese selbst beginnt nachzuforschen. Auf Schloss Milderhurst schließlich, erfährt Edith jahrzehntelang gehütete Geheimnisse, die alles verändern und findet heraus, welch dunkles Geheimnis sich um die Entstehung des Schauerromans vom Modermann rankt.

Die fernen Stunden

Das denke ich darüber

„Die fernen Stunden“* ist ein besonderer Roman, mit einem bis ins letzte Detail ausgeklügelten Plot, der eine unheimlich dichte Atmosphäre voller Geheimnisse bereithält. Kate Morton erschafft darin eine ganz eigene Welt aus bunten Farben, nahezu fühlbarem historischem Leben und intensiven Gefühlen, das vorallem in der zweiten Hälfte des Buches dafür verantwortlich war, dass ich diesen Roman kaum mehr aus der Hand legen konnte. Zu Beginn jedoch, hatte ich mit so mancher Länge zu kämpfen, seitenlangen Handlungen, ohne, dass etwas wirklich Interessantes passiert wäre; und ich ertappte mich manchmal tatsächlich dabei, mich zum Weiterlesen zu zwingen. Gerade, wenn ich kurz davor war, zu erfahren, um welche Geheimnisse es eigentlich ging, die es zu enträtseln galt, machte die Autorin einen Kapitelsprung, zur nächsten Figur, in eine andere Zeit und in eine andere Handlung, und ich fühlte mich ein ums andere Mal hingehalten. Auch die vielen erzählenden Figuren (sieben an der Zahl) und ständigen Perspektivwechsel, machten es mir zu Anfang wirklich schwer in die Geschichte hineinzukommen und mich mit den Charakteren anzufreunden. Doch als ich endlich herausgefunden hatte, mit welchen Geheimnissen mich die Autorin konfrontierte und eine leise Ahnung hatte, wohin mich dieses Buch führen würde – etwa bei der Hälfte des Romans -, entwickelte die Geschichte so langsam ein stetig steigendes Tempo, dass schließlich so rasant wurde, dass ich mitfieberte, atemlos Seite um Seite verschlang und geradezu an den Worten Kate Mortons hing. Natürlich rätselte ich bis zum Ende und wäre doch niemals auf den tatsächlichen Ausgang dieser Geschichte gekommen, die mich letztendlich ein wenig traurig zurückließ.

Es ist Kate Morton wirklich auf beeindruckende Weise gelungen, die Zeit um den zweiten Weltkrieg und die 90er Jahre, in denen Edith schließlich auf die Schwestern Blythe trifft, festzuhalten und zu gestalten. Sie erschafft bewegende Schicksale, die mich wirklich berührt haben, und durch die ich mich den Figuren schließlich noch näher fühlte. Und ich muss zugeben, dass auch der belanglosere Beginn des Buches, mit seinen vielen Längen, seinen durchaus wichtigen Teil dazu beitrug, die Personen, die Zeit und die Ereignisse besser verstehen zu können. Kate Morton besitzt eine großartige Gabe, alle begonnenen Fäden zu einem großen, dramatischen und fesselnden Ganzen zu weben und jedes kleine Detail letztendlich an seinen richtigen Platz zu rücken.

Fazit: „Die fernen Stunden“* machen deutlich, mit welch großer Leidenschaft und Freude Kate Morton ihre Geschichten erzählt, zu Herzen gehende Schicksale ersinnt und unheimlich authenthisch eine vergangene Zeit zum Leben erweckt. Als Leser fühlte ich mich geradezu in diese Zeit zurückversetzt, war den Figuren ganz nah und habe gemeinsam mit Edith dieses große, düstere Schloss erkundet und die Geheimnisse seiner Bewohner aufgedeckt, die nicht dramatischer und bewegender hätten sein können. Wenngleich die erste Hälfte des Buches mit Längen daherkam, machte der rasante, atemlose zweite Teil alles wieder wett. Ich habe Figuren kennengelernt, die gleichzeitig liebenswert wie auch völlig verschroben wirkten und die ich dennoch ins Herz schloss.

Buchdaten: gebunden*, 720 Seiten; Diana Verlag; erschienen 12/2010; auch als Taschenbuch* und Kindle-Version* erhältlich

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